Solo-Session

TEXT: Thorsten Sierwerk

FOTOS: Ali Bharmal/ Red Bull Content Pool

Sieben Tage, drei Flüsse, tödliche Stromschnellen und eine Kajakfahrerin, die mit allen Wassern gewaschen ist. Nouria Newman gilt als furchtlos, was sie in Indien mit einer ungewöhnlichen Solo- Expedition unter Beweis gestellt hat.

Der Yukon in Alaska, der Rio Maule in Chile oder der Indus in Indien, Nouria Newman wagt sich in die wildesten Flüsse der Welt und dominiert den Kajaksport nicht nur mit ihren außergewöhnlichen Missionen. Auch auf Wettkampfebene ist die Französin eine Koryphäe. Europameistertitel gehören ebenso zu den Erfolgen wie Weltmeistertitel. Es ist schwer zu begreifen, wie eine so herausragende Sportlerin überhaupt noch Zeit für „normale“ Aktivitäten haben kann, aber sie hat ebenfalls einen Master in Journalismus und Politikwissenschaften absolviert. „Journalismus ist dem Kajakfahren eigentlich sehr ähnlich“, sagt sie. „Man muss sich ständig anpassen!“ Diese Strategie verfolgt sie allerdings nicht, wenn es um die Suche nach neuen Abenteuern geht. Denn dann reizt sie das Ungewisse, das Ungemeisterte und irgendwie natürlich auch der Kick der Gefahr.

Kaum anders ist zu erklären, dass sie in Island, einem der extremsten Orte der Welt für Kajaktouren, fast einen Monat die eisigen Ströme herausforderte und in Ecuador die Pucuno-Wasserfälle als erste Kajakfahrerin meisterte. Zugleich stellte sie hier einen weiteren Rekord auf. Nie zuvor war eine Frau mit einem Kajak einen 30 Meter hohen Wasserfall hinuntergefahren. Zu einem ihrer gefährlichsten Abenteuer sollte jedoch das in Nordindien werden, wo sie im Himalaja mit Tsarap, Zanskar und Indus gleich drei Flüsse bezwang. Und zwar in einer Solo-Expedition, was sie fast das Leben gekostet hätte. Der Indus wird Nouria zum Verhängnis. Stromschnellen drücken sie an einem Felsen unter Wasser, die Helmkamera filmt ihren Überlebenskampf – sie schafft es. In Freemen’s World berichtet sie, was sie zu diesem Trip bewogen hat und ob sie ihn noch mal absolvieren würde.

Wie kam es zu der Expedition? Das war tatsächlich zufällig. Also nicht mit großer Planung verbunden. Ich hatte im Grunde nie vor, nach Nordindien zu reisen. Ursprünglich bin ich nach Indien aufgebrochen, um am Malabar River Event teilzunehmen. Wegen weitreichender Überschwemmungen und administrativen Schwierigkeiten erwies sich die Weiterreise dorthin allerdings als unmöglich. Aber ich sagte mir, wenn ich jetzt mit all dieser aufgestauten Frustration nach Frankreich zurückfliegen würde, würde ich wahrscheinlich nie wieder nach Indien zurückkommen. Da beschloss ich, länger zu« (…)

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