Allrad-Expedition im echten Outback

TEXT: Günter Kast

FOTOS: Nicole Kunas, Günter Kast, Outback Spirit, Tourism Northern Territory

Abgeschieden, angsteinflößend, archaisch: Die Simpson Desert im geografischen Zentrum Australiens bietet eines der besten Allrad- Abenteuer des fünften Kontinents. Wer in dieser Wüste bestehen will, muss Hunderte parallel verlaufende Sanddünen überqueren – die längsten des Planeten.

Der platte Reifen gestern, die Schwierigkeiten mit dem Anlasser – für Expeditions-Boss Marc waren das Routine-Probleme, wie sie in der Wüste häufig auftreten. Das hier ist eine andere Nummer: An einem der Mercedes G-Wagons ist die Feder eines Stoßdämpfers gebrochen, obwohl das Ding doppelt so fett ist wie bei einem Pkw. Was folgt, ist eine Operation am offenen Herzen: in der sengenden Mittagssonne, im Sand liegend, umschwärmt von Hunderten fieser Fliegen, die Marc auf der Suche nach Feuchtigkeit in Nase, Augen und Mund kriechen. Allein diese Plagegeister würden die meisten Erdenbürger ausrasten lassen. Doch Marc und sein Team arbeiten hoch konzentriert, lassen sich nicht aus der Ruhe bringen. In einer knappen Stunde ist die Feder ausgewechselt. Es kann weitergehen. Es muss weitergehen. Liegenbleiben ist keine Option in einer Wüste, in der das Thermometer im Sommer auf mehr als 50 Grad ansteigt, und die als die gefährlichste Region des fünften Kontinents gilt, bekannt als die „tote Mitte“ Australiens.

Vor gut einer Woche hatten wir uns in Alice Springs, dem Hauptort des „Roten Zentrums“ im Northern Territory, auf den Weg gemacht. Die meisten Reisenden pilgern von hier zum Uluru, früher als Ayers Rock bekannt. Aber Simpson-Wüste? Sogar den meisten einheimischen Touristen sagte das nichts. Was nicht verwundert. Nord- und Südpol waren längst erobert, als Ted Colson 1936 als erster Weißer gemeinsam mit dem Aborigine Peter diese lebensfeindliche Welt komplett durchquerte: Sie zogen mit Kamelen vom Bloods Creek nach Birdsville, genehmigten sich dort ein Steak und ein kaltes Bier und ritten ohne viel Aufhebens geradewegs wieder zurück. Allein: Colson war ein einfacher Mann. Große Entdecker hatten jedoch aus der Oberschicht zu kommen. Und deshalb finanzierte Alfred Allen Simpson, der damalige Präsident der Royal Geographical Society of Australia, drei Jahre später Cecil Madigans Expedition durch die viertgrößte Wüste Australiens. Jetzt ging es endlich standesgemäß zu. Mit 17 Dromedaren und acht Mitstreitern, darunter einem Botaniker, einem Funker und einem Fotografen, durchquerte der Geologe in 25 Tagen die Wüste, die fortan Simpson heißen sollte – zu Forschungszwecken und zum Ruhm der Geografischen Gesellschaft.

Auf genau dieser Route, der Madigan Line, wollen auch wir diese mehr als 170.000 Quadratkilometer große Leere erleben. Unsere wichtigsten Helfer sind« (…)

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