Dünne Luft und launische Winde
TEXT: Armelle Courtois, Martin Thomas, Florian Spieth
FOTOS: Martin Thomas, Guillaume Broust, Alex Lopez
Sauerstoffmangel, Temperaturen bis minus 35 Grad und der eiserne Wille, etwas Außergewöhnliches zu erreichen. Armelle Courtois und Martin Thomas sind in den Himalaja aufgestiegen, um auf über 5.000 Metern Höhe kitesurfen zu gehen.
Unerbittlich peitscht der Wind gegen die Zeltplane. Der ohrenbetäubende Lärm macht es fast unmöglich, sich zu unterhalten. Aber danach ist sowieso niemandem mehr. Die Kommunikation beschränkt sich auf das Nötigste. Mit stoischer Geduld ausharren. Ändern kann man ohnehin nichts. Seit zwei Tagen sitzen Armelle, Thomas und das Team aus Trägern und Sherpas gefangen in einem Schneesturm auf knapp 5.000 Metern Höhe im Himalaja. Eigentlich wollten sie hier kitesurfen, aber daran ist in diesem Moment nicht zu denken. Die Stimmung auf dem Nullpunkt.
Die Angst, dass die gesamten Strapazen bis hier her womöglich umsonst gewesen sein könnten, fühlt sich lähmend an. Die Idee für dieses ungewöhnliche Abenteuer, das immer mal wieder drohte, in ein absolutes Desaster zu kippen, liegt ein paar Jahre zurück. Alles begann 2019 mit der Begegnung von Armelle Courtois, Vizeweltmeisterin im Speed-Kiten, und Martin Thomas, Fünfter bei den Olympischen Spielen in Tokio im Kanuslalom und passionierter Kitesurf- Enthusiast. Aber nicht nur die Leidenschaft für das Kitesurfen verband die beiden vom ersten Moment an, auch ihre Liebe für die Berge. Beide haben ihre ersten Kiteerfahrungen auf Bergseen in den Pyrenäen gesammelt. Neue Rekorde für das Kitesurfen in ungewöhnlichen Höhen aufzustellen war jedoch nicht der eigentliche Antrieb für das Projekt „Riding to explore“. Die Neuentstehung und Ausdehnung von Gletscherseen im alpinen Raum war Anstoß, auf die weltweit dramatisch voranschreitende Gletscherschmelze mit einem Abenteuer aufmerksam machen zu wollen, das so noch niemand zuvor gewagt hat. „Unter dem Einfluss der globalen Erwärmung und des generellen Klimawandels, der die Folge der umfassenden Industrialisierung unseres Planeten in den letzten 200 Jahren ist, sind die Gletscher weltweit massiv bedroht. Wird nicht umgehend gehandelt, ist ihr vollständiges Verschwinden in den Pyrenäen bis 2050 sicher. Bis 2100 werden dann zwei Drittel der« (…)
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