Leinen los!

TEXT: Alexandra Turner

Immer mehr Menschen wollen nicht mehr ortsgebunden leben und arbeiten und tauschen ihre Stadtwohnungen gegen … Tja, was? Wer die Wahl hat, hat hoffentlich einen Internetanschluss. Als digitaler Nomade muss man sich nämlich entscheiden, wie genau man seine neugewonnene Freiheit nun zelebrieren will, via Backpacking, Bullytour – oder als Bootskapitän! Wie gut, dass man bei Airbnb nun nicht nur gezielt nach Baumhäusern, Jurten, Wohnmobilen oder Konzertflügeln filtern kann, sondern auch alle (Haus-)Boote auf einen Klick findet. So lässt sich die funktionale Gemütlichkeit einer Schiffskajüte erst mal im Probelauf testen. Doch Vorsicht mit solchen Experimenten: Hat einen das #boatlife-Fieber erst gepackt, stehen die Heilungschancen schlecht. as aus Menschen wird, die ihr Leben der See verschreiben, zeigt ein neuer gestalten-Bild-band mit beeindruckenden Fotos und intimen Reiseberichten: In „Boatlife“ geht es „per Anhalter über den großen Teich“, „auf einem Kutter durch die schottischen Hebriden“ oder „durch das Eis in die Karibik“. Mitherausgeberin Katharina Charpian hat die unterschiedlichsten Geschichten und Charaktere versammelt. Man liest von einer Familie, die die Gewässer Grönlands zu ihrem Abenteuerspielplatz auserkoren hat, Soloseglern, die auf See nach Sinn und Freiheit streben, Bordkatzen und verschiedensten Paaren, die zunächst meist nur von einem Sabbatical träumten – und nun im Traum nicht mehr von Deck gehen wollen. Sie selbst ist genau so ins Bootsleben gestartet. Geplant hatte die damals 34-Jährige gemeinsam mit Lebensgefährte Axel eine halbjährige Arktisreise, doch obwohl der neue Lebensstil die Hamburgerin zugegebenermaßen an ihre Grenzen brachte, wurde aus der Auszeit von „Mittwinter bis Mittsommer ans Nordkap“ ein dauerhaftes Leben zischen Laptop und Logbuch. Der Antrieb, so sagt sie, sind ihr Entdeckerdrang, der Wunsch Ozeane zu überqueren und die totale Verbundenheit« (…)

Leinen los!