Wenn das Gute liegt so nah

TEXT & FOTOS: Andreas Sawitzki

Im Süden des hohen Norden treffen norwegische Tradition und Idylle auf ein Naturabenteuer der besonderen Art. Ein Nachbarschaftstrip ins Land der Fjorde!

Denkt man an Norwegen, kommen einem ruckzuck Begriffe wie das Nordkap, die Lofoten oder Städte wie Oslo und Bergen in den Sinn. Kolonnen von Wohnmobilen zieht es jedes Jahr in die entfernten nördlichen Gefilde, um Polarlichter zu sehen oder Elche aufzuspüren. Ich allerdings wollte gegen den Strom schwimmen und mir eine eher unbekannte Region Norwegens vornehmen – den Süden. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt? Abseits der Städte habe ich mich auf die Suche nach unberührter Natur und Einsamkeit gemacht. An meiner Seite: der Hymer Venture S, ein Offroad-Camper mit Hang zur Abenteuerlust, und ein geländetaugliches E-Bike. Norwegen liegt näher, als man denkt. Je nachdem, in welchem Teil Deutschlands man sich befindet, ist man fast schneller dort, als man „Norge“ sagen kann. Die Norddeutschen sind dabei leicht im Vorteil, aus Hamburg fährt man beispielsweise 5 1/2 Stunden zum Fährhafen in Hirtshals. Gerade einmal vier Stunden Überfahrt später befindet man sich auf norwegischem Boden, mit der Schnellfähre ist man bereits nach 2,5 Stunden am Ziel.

Exakt das ist meine Route. Meine kleine Flucht startet auf der Fähre vom dänischen Jütland nach Kristiansand. Unterwegs pfeifen satte zehn Windstärken über den wilden Skagerrak. Beeindruckend türmen sich die Wellen auf, die Drei-Meter-Marke wird locker überschritten. Spritzwasser überspült hin und wieder das über 20 Meter hohe Außendeck. Die Fähre liegt dank Schiffsstabilisator jedoch ruhig im Wasser und beschert mir einen komfortablen Einstieg in das Abenteuer Norwegen. Bewusst möchte ich mich abseits ausgetretener Pfade bewegen, meide deshalb die großen Städte. Nach meiner Ankunft in Kristiansand lenke ich meinen Venture S sofort gen Süden und fahre auf einer fast leeren Autobahn in Richtung Mandal. Wenn man einem Flecken Südnorwegens das Prädikat „touristisch“ verleihen darf, dann eventuell diesem Ort, mit seinen hübschen, für diese Region typischen weißen Holzhäusern und den idyllischen Yachthäfen. Ich lasse die Stadt jedoch links liegen und fahre schnurstracks zu meinem ersten Stopp, dem südlichsten Campingplatz Norwegens, Lindesnes. Wind und Wellen spielen hier das Gute-Nacht-Lied. Ich lasse das Hochdach des Hymers ausfahren, per Knopfdruck bläst ein Kompressor die Luftkissen des Schlafdachs inklusive Matratzen auf.

Der nächste Morgen führt mich noch weiter südlich, am Wasser entlang, durch eine grandiose Felslandschaft. Am Ende der Straße thront majestätisch der Leuchtturm „Lindesnes Fyr“. Er ist Norwegens ältester Leuchtturm auf dem Festland und dient seit dem Mittelalter als entscheidender Orientierungspunkt zwischen Nordsee und Ostsee. Das Fahrwasser war gefürchtet, da hier Skagerrak und Nordsee aufeinandertreffen. Unzählige Schiffe wurden durch starke Winde und Strömungen auf Grund gesetzt. Die Strecke zwischen Lindesnes und dem westlich gelegenen Lista galt schon immer als gefährliches Schiffbruchgebiet. « (…)

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