WANDERN EXTREM

Balanceakt am AbgrundAuf dem Weg zum Gipfel des Hua Shan in China kann jeder Schritt der letzte sein. Er gilt als der gefährlichste Wanderweg der Welt und verläuft auf einem Abschnitt 2.000 Meter über dem Erdboden auf 30 Zentimeter schmalen Holzplanken – im Idealfall.

Einzelheft für 6,90€ bestellen

FMW Jahresabo für 49,00 €

TEXT: Julian Klevesath + Florian Spieth

Besser nicht runterschauen: Der berüchtigte Bretterpfad besteht ausdrei Holzplanken von jeweilszehn Zentimeter Breite. Sie liegen nur auf Metallwinkeln, die an der senkrecht abfallenden Felswand angebracht sind.

Einen kurzen Moment schließt Mark Laurence die Augen – dann ist es soweit: Kurzentschlossen legt er seinen Klettergurt ab, um mit der Kamera den Abgrund unter seinen Füßen festzuhalten. Es geht schnurgerade knapp zwei Kilometer nach unten. Gerade mal drei Zentimeter trennen ihn vomtödlichen Abgrund. Sein Puls rast, er spürt, wie das Adrenalin ihn durchströmt. Nach einer Weile dreht er sich wieder umund setzt seine Tour fort, den Blick fest auf die schmalen Tritte unter sich gerichtet.

Mark ist einer von Tausenden Abenteurern, die jährlich versuchen, den Hua Shan zu erklimmen. Seit Jahrhunderten
ranken sich Legenden um den höchsten der fünf heiligen Berge Chinas. Fakt ist: Die steilen Felswände haben schon unvorsichtige Touristen und Lastenträger das Leben gekostet – Schätzungen zufolge etwa 100 pro Jahr. Die meisten verunglücken im Winter, wenn der schmale Pfad zum Gipfel vereist und extrem rutschig ist.