ONLY SKY IS THE LIMIT
TEXT: Florian Spieth
Ein ISPO-Award und eine neue Dimension von Leichtigkeit. Der MTL Skyfire 2 von Merrell tritt an, um den Begriff des ultraleichten Trailrunning- Experten neu zu definieren.
Raketentechnik! Das ist mein erster Gedanke, als ich den MTL Skyfire 2 aus seinem Karton befreie. Abgesehen von der außergewöhnlichen Haptik des Obermaterials und dem futuristischen Design scheint es vor allem bei der Einschätzung des Gewichts, als würden mich meine Sinne täuschen. Leicht wie eine Feder. Ich krame neugierig die Kontrollwaage raus. 195 Gramm (Größe 43) pro Schuh. Selbst mein T-Shirt ist schwerer. Viel dran ist da aber auch nicht, wenn man den Vorderfußbereich genauer betrachtet. Das Obermaterial ist eine Mischung aus atmungsaktivem Mesh und schützendem TPU. Ein Hauch von nichts. Reinkommen ist durch den für dieses Genre hochgeschnittenen Schaft und die weit oben endende Schnürung etwas anspruchsvoller als in den Alltags-Sneaker, aber genau dem will der MTL Skyfire 2 ja auch keine Konkurrenz machen. Hier geht es um eine neue Definition von Leichtigkeit und spezifische Performance für Trailrunner, die durchaus Wettkampfambitionen hegen dürfen.
Als schnellsten und leichtesten Elite-Trailrunning-Schuh, den Merrell je auf den Markt gebracht hat, bezeichnen ihn die Entwickler, die sich wiederum fachspezifische Unterstützung von Weltklasse-Athletinnen und -Athleten wie Sanna und Lina El Kott Helander geholt haben. Um die Zukunft des Sports aktiv mitzugestalten, wurde eigens das sogenannte Merrell Test Lab gegründet und in dessen Rahmen eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen den Profi-Läufern und der Entwicklungsabteilung etabliert. Die Sportler sind die Ersten, die Prototypen der neuen Modelle testen dürfen, geben Feedback zum Einsatzzweck, dem passenden Gelände oder einer bestimmten Aktivität. Sie treffen in diesem Prozess hochrelevante Entscheidungen und sind so wesentlich an der Entwicklung neuer Schuhe beteiligt. Shaun Bohnsack, Senior Product Director Perfomance Footwear bei Merrell beschreibt das Projekt wie folgt: „Die Natur ist unser Labor und die Athleten sind unsere Forscher.“ Als solcher fühle ich mich auch, während ich auf den ersten Kilometern „reinhöre“ in meine Füße und was da zwischen ihnen und dem Untergrund passiert. In diesem Fall muss man die Sensoren schon sehr genau einstellen, denn im Grunde ist die Wahrnehmung in erster Linie von einem vollkommen beanstandungsfreien Lauferlebnis geprägt. Das geringe Gewicht und die hervorragende Passform suggerieren eher das Gefühl, ohne Schuhe unterwegs zu sein. Mit einem entscheidenden Unterschied. Und da bin ich wieder bei der Raketentechnik. Denn die Kombination aus optimaler Dämpfung bei hervorragend differenziertem Feedback mit jedem Schritt ist eindeutig komfortabler, als wenn ich diesen Run barfuß absolvieren müsste. Das Geheimnis dahinter: die BZM-8 Nylon-Flexplate. Diese Seele des Schuhs wird zwischen zwei Zwischensohlen eingearbeitet, was ein harmonisches Zusammenspiel aus Reaktionsfreudigkeit, Stabilität und Komfort ermöglicht.
Zeit, auszubrechen, den Waldweg für einen Abstecher zu verlassen und den MTL Skyfire 2 mit dem Terrain zu konfrontieren, auf dem er eigentlich zu Hause ist. Über Stock und über Stein bahne ich mir meinen Weg, versuche mit schnellen und möglichst großen Schritten das Limit auszureizen. Die Laufsohle belächelt diese Herausforderung selbstsicher und vertraut dabei auf das Fünf-Millimeter-Stollendesign. Volle Traktion. Ich gebe mich geschlagen. Anfängliche Bedenken, dass die seitliche Stabilisierung durch das puristische Oberschuhdesign mangelhaft sein könnte, werfe ich nach einigen Ausflügen ins Gelände ebenfalls über Bord. Die Verstärkungen im Zehenbereich sowie partiell in Form von Streifen zwischen Schnürung und Sohle platziert, ergänzen sich perfekt mit dem fast schon an Wanderschuhe erinnernden Sitz im Fersenbereich. Die hier eingearbeitete Schale ist sozusagen der Garant für kompromissloses Locked-in-Feeling. Seitliche Abdrift, Fehlanzeige. Stattdessen präzise Kontrolle, auch auf Geröll und bei der Spritztour durchs Unterholz. Gut, sintflutartige Regenfälle oder das Ignorieren von Pfützen sollte man vermeiden, aber wir reden hier ja auch nicht von Gummistiefeln, sondern von einem sagenhaft leichten Trailrunning-Spezialisten, der lediglich den Himmel als Limit akzeptiert. www.merrell.com
Einzelheft für 6,90€ bestellen
Aktuelle Ausgabe mit tiun lesen
FMW Jahresabo für 49,00 €