Kälte, Kurven & Klebeband
TEXT & FOTOS: Sabine Skiba
Frostige minus 20 Grad, die Luft klar und eisig. Unser Auftrag: Wir fahren die Winterrallye Baltic Sea Circle. In 16 Tagen 7.500 Kilometer durch neun Länder – einmal um die Ostsee. Die nördlichste Abenteuerrallye der Welt.
Das dünne Autoblech hält die Kälte kaum draußen, wir bibbern in unserem Wagen. Die Straße sieht aus wie eine Bobbahn und ist genauso glatt. Meterhoch türmt sich der Schnee links und rechts. Und dann noch die plötzlich auftauchenden Schneestürme, von jetzt auf gleich ist die Sicht auf null. Weder Gps noch Autobahnen dürfen wir nutzen, dafür bekommen wir Abenteuer, Nervenkitzel und eine atemberaubende Landschaft geboten. Vor unseren Augen erstreckt sich eine endlose, schneeweiße Wildnis, die eher an die Oberfläche des Mondes erinnert. Hier stehen wir also – am Nordkap, dem nördlichsten Punkt Europas, und werden Zeuge eines beeindruckenden Sonnenaufgangs. Der Himmel explodiert in sämtlichen Farben, während Eiszapfen am Dachzelt herunterhängen.
Es ist Halbzeit bei der Baltic Sea Circle Rallye, die in Hamburg startete und dort auch enden wird. Für 120 Teams ging es erst nordwärts durch Dänemark, Schweden und Norwegen bis zum Nordkap, bevor die Route wieder Richtung Süden durch Finnland, Estland, Lettland, Litauen und Polen nach Deutschland führt. Vorbei an vereisten Fjorden, zugeschneiten Bergen, weißen Winter-Wonderland-Wäldern mit Rentieren und dem ein oder anderen Elch.
Das Roadbook des Superlative Adventure Club, die Hamburger veranstalten die Rallye, verspricht viel Abenteuer. Man lernt Land und Leute auf ganz besondere Art kennen. Wer sich traut, kommt beispielsweise in den „Genuss“ norwegischer Spezialitäten, wie dem Surströmming – auch als Gammel-Fisch bekannt. Mutproben für die Teilnehmer warten aber nicht nur auf kulinarischer Ebene. Durchgeknallte Roadbook-Aufträge und klirrende Kälte bringen die Teilnehmer an ihre Grenzen und selbst gut gewartete Fahrzeuge können bei diesen Bedingungen plötzlich schlapp machen. Hilfe? Schwierig! Die nächste Tankstelle ist oft Hunderte Kilometer entfernt.
Gut, dass es Hardy gibt, die Antwort auf alle Pannen. Hardy heißt mit vollem Namen Hardy Leben, arbeitet hauptberuflich bei einem großen deutschen Pannenhelfer und wird in der Rallye-Szene auch als der MacGyver unter den Schraubern bezeichnet. Sein Alltagsjob reicht ihm nicht: Hardy sucht die Herausforderung in jedem Moment seines Lebens, möchte auch in seiner Freizeit Pannen beheben, solche, die ihn wirklich interessieren. Am liebsten an alten Autos. Und da kommt das Reglement der Baltic Sea Circle genau recht, denn ob Nutzfahrzeug, Zweirad, Young- oder Oldtimer, Voraussetzung für die Teilnahme ist ein Fahrzeugalter von mindestens zehn Jahren. Für Hardy die ideale Kombination: die Welt entdecken und Gutes tun.« (…)
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