WAKE CRANE

TEXT: Florian Spieth
FOTOS: Daniel Deak Bardos, Marjan Radovic/Red Bull Content Pool
Auf dem nahen gelegenen Badesee entspannte Bahnen ziehen war gestern. Wenn die Profiwakeboarder Felix Georgii, Dominik Gührs und Dominik Hernler auf der Suche nach Action sind, bricht sich testosterongeschwängerte Sehnsucht nach außergewöhnlichen Abenteuern Bahn.
Mehr als 30 Stundenkilometer Geschwindigkeit, Fliehkräfte wie in der Humanzentrifuge und eine Zugbelastung auf den Armen, als wollte man einen Sattelschlepper mit bloßer Körperkraft vom Losfahren abhalten. Wer an einem schwimmenden Kran wakeboarden geht, muss dicke Eier haben und wahrscheinlich auch einen leichten Sprung in der Schüssel. Noch nie zuvor hat sich ein Mensch mit einem Wakeboard an den Füßen an einen Kran gehängt. Die Frage, wie man auf eine solch durchgeknallte Idee kommt, beantwortet Felix Georgii zunächst auch nur mit einem Schmunzeln. Die Neugierde und die Vorstellung, etwas ganz Neues, Einzigartiges auszuprobieren, seien der Reiz an dieser einmaligen Aktion gewesen.
Doch von Anfang an: Deutschland ist bekannt dafür, weltweit das Land mit der größten Dichte an Wasserskilifts zu sein. Höchstwahrscheinlich hat daher bereits ein Großteil der Bevölkerung entweder selbst einmal den Ritt am sogenannten Cable gewagt oder ein solches Karussell für Wassersportler zumindest schon zu Gesicht bekommen. Auch Dominik Gührs, Felix Georgii und Dominik Hernler, die als Profiwakeboarder die Gewässer rund um den Globus unsicher machen, suchen ihren Kick überwiegend an solchen Badeseen, wo sie sich mit vielen anderen im Kreis ziehen lassen. Was die drei im kroatischen Pula auf die Beine gestellt haben, hat es allerdings noch nie gegeben und mit Wakeboarden im konventionellen Sinne auch nur sehr entfernt etwas zu tun.
Bernhard Hinterberger hat es vorgemacht, gezeigt, dass Wakeboarden keineswegs nur hinter einem Boot oder an einem Wasserskilift möglich ist. 2013 hängte sich die Szenekoryphäe mit einer extra-langen Schleppleine an ein Savage-Leichtflugzeug und ließ sich über den längsten Fluss Italiens, den Po, ziehen. Bei Geschwindigkeiten zwischen 80 und 100 Stundenkilometer erlebte der Süddeutsche die absoluten Grenzbereiche des Materials – Wakeboards sind eigentlich für Geschwindigkeiten zwischen 30 und 40 Stundenkilometer ausgelegt – und einen Adrenalinrausch oberster Güte. Genau den suchten Gührs, Georgii und Hernler ebenfalls und hatten dabei eine sehr spezielle Vision. Inspiriert durch ein verrücktes YouTube-Video, in dem ein Wasserskifahrer ziemlich unsanft von einem Bagger über einen See gezogen wird, kam ihnen die Idee für ein weltweit noch nie dagewesenes Wakeboardprojekt: Einen 360-Grad-Hindernisparcours mithilfe eines
Krans anstelle eines herkömmlichen Wasserskilifts zu fahren. Ein Abenteuerspielplatz für Erwachsene, ein feuchter Traum für Boardsportartisten mit Hang zu Extremen. Schwebende Obstacles, Rampen aus Überseecontainern und in der Mitte ein schwimmender Kran, der sich mit einem Affenzahn im Kreis dreht und die Adrenalinjunkies dabei wie Miniaturen ihrer selbst durch die Luft wirbelt.
Von der Theorie zur Praxis war es – dem Innovationsgeist geschuldet – ein weiter Weg: „Den richtigen Kran zu finden war, wie die Nadel im Heuhaufen zu suchen, und lang sah es danach aus…