DEEP DIVE NAMIBIA
TEXT Maren Wiegmann
FOTOS Wilderness, Maren Wiegmann
Im Palmwag-Schutzgebiet, in den endlosen Weiten Namibias, geht Maren Wiegmann auf die Suche nach dem vom Aussterben bedrohten Spitzmaulnashorn und ist zur Erfüllung ihrer Mission selbst bereit, den Sprung in einen Giftbusch zu wagen.
Als ich die Einladung zu dieser Reise erhielt, ahnte ich sofort, dass mich etwas Besonderes erwarten würde. Einige Male habe ich Namibia bereits auf dem Weg nach Südafrika überflogen. Aus dieser Flughöhe betrachtet, ein unendliches Nichts. Von dem, was am Boden wartet, hatte ich nur eine vage Vorstellung. Der erste Hinweis kommt in Form einer Reisetasche per Post. 20kg Maximalgepäck pro Person. Einfache Lösung. Die Reisezeit ist knapp, die Distanzen zwischen den Camps groß: Plane- Hopping! Als Kind bin ich häufiger in einer kleinen Maschine geflogen und habe es geliebt. Vorfreude aufs Fliegen, ein Gefühl, dass ich eigentlich schon lange nicht mehr kenne.
Auf dem Flug von Windhuk zu unserem ersten Stopp schaue ich staunend aus dem Fenster, bis wir nach ca. 1,5h Flug irgendwo im Nirgendwo landen. Es ist trocken, es ist heiß, es ist felsig und staubig. Spärliche Vegetation. Nur wenn man ganz genau hinsieht, erkennt man einen Hauch von Grün. Die Sinne eines Stadtmenschen sind nicht an diese Umgebung angepasst und so fällt mir zuerst die Abwesenheit all dieser gewohnten Reize angenehm auf.
Zur Begrüßung reihen sich drei Strauße an der Piste auf, gefolgt von ein paar Oryx-Antilopen, dem Nationaltier Namibias. Es sind nur wenige Exemplare, keine Herde. Unser Guide, Gabes, erklärt, dass das ganze Land seit fast einem Jahrzehnt unter einer massiven Dürre leidet und dass die Tiere unter diesen Bedingungen nur in kleinen Gruppen auftreten. In den nächsten Tagen erfahren wir Genaueres darüber, mit welchen Strategien sich Flora und Fauna an das Leben in der Wüste ange- passt haben. Ganz ohne Wasser geht aber auch hier nichts. Der kleinste Tropfen wird ausgenutzt: ob Tau, Nebel, oder Kondenswasser. Wir bekommen eine Trinkflasche für unsere Reise ausgehändigt. Die menschliche Anpassungsfähigkeit hält sich in Grenzen.
Auf einer ersten Erkundungstour wird uns die geologische Entstehungsgeschichte Namibias nähergebracht. Der Weg ins Veld führt uns über eine Holzbrücke, die keinesfalls nur Zierde ist: die Trockenflüsse füllen sich rasend schnell mit Wasser, wenn es regnet und man kann eine böse Überraschung erleben, wenn man darin campiert. Uns überrascht ein unangenehmer Geruch nach Jauche: es ist das Odeur eines Stinkbusches, der Fluch und Segen zugleich ist, denn seine essbaren Früchte verursachen Verstopfung, während seine Blätter die Verdauung anregen. Die einzigen Bäume, die hier gut zurechtkommen, sind Kameldornbäume, deren Wurzeln bis ins Grundwasser reichen. Beeindruckend, wir befinden uns in einem der ältesten Teile der Erde. Sozusagen auf einem Stück Ur-Planet. Die Geologie erklärt auch den großen Reichtum des Landes an bedeutsamen Bodenschätzen: Diamanten, Uran und Öl. Viele der Diamantenvorkommen an Land sind bereits ausgebeutet und die Fläche einiger Sperrgebiete wurde Nationalparks zugeschlagen, die mittlerweile über 16% der gesamten Fläche Namibias einnehmen.
Von einer Anhöhe kann man das Flussbett des Tsauchab gut erkennen. Morgen werden wir seinem Lauf in den Sesriem Canyon durch die höchsten Dünen der Welt bis zu seinem Ende, den Salzpfannen Dead- und Sossusvlei folgen. Um die Magie eines Sonnenaufgangs dort erleben, sollte man zeitig auf den Beinen sein. Müde schlüpfe ich unter die Decke meines Daybeds auf dem Sonnendeck des Bungalows und schlafe unter dem Sternenzelt der Wüste ein. In der Frühe weckt (…)